Manuelle Medizin
Was versteht man darunter?
Manualmedizinisch ausgebildete Ärzte betrachten die Beschwerden ihrer Patienten als Signal einer belastenden Gesamtsituation.
Gemeinsam mit Ihnen begebe ich mich auf Spurensuche nach der Ursache, die in vielen Fällen auf ein komplexes Geflecht ungünstiger Lebensumstände zurückzuführen ist. Schwere körperliche Arbeit, Probleme im Beruf, Sorgen in der Familie, finanzielle Nöte – all das kann sich im Körper zu schmerzhaften Symptomen verdichten. Die enge Zusammenarbeit mit anderen Experten wie Psychologen, sozialen Beratungsstellen usw. ist deshalb ein wesentlicher Baustein des ganzheitlichen Ansatzes der Manuellen Medizin.
Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkungen, stressbedingte Verspannungen gehören zu den Volkskrankheiten unserer Zeit. Immer mehr Ärzte nutzen die ganzheitlichen Diagnose- und Behandlungsmethoden der Manuellen Medizin, deren „Handwerkszeug“ nicht die Spritze oder der operative Eingriff ist, sondern die geschulten Hände. Entstanden aus einer jahrhundertealten Erfahrungsmedizin wurde sie in den Kanon der wissenschaftlichen Medizin aufgenommen und gehört heute zu den effektivsten und fortschrittlichsten Heilmethoden bei akuten und chronischen Schmerzen.
Manuelle Medizin ist dementsprechend eine Reflex- und Regulationstherapie, die zur Behandlung von Schmerzzuständen jeglicher Art eingesetzt werden kann. Jeder lokale Schmerzreiz löst zunächst eine entsprechende Reaktion am Körper aus. Gibt es z.B. eine Verhärtung eines bestimmten Muskels und Blockierungen der dazugehörigen Gelenke, erfasst der Manualmediziner diese Veränderungen und bewertet die Lage und Schwere der Schädigung.
Die Manuelle Medizin bedient sich verschiedener Behandlungstechniken. Sie mildern oder beseitigen Funktionsstörungen und ihre Folgen durch die Therapie an der Muskulatur oder an den Gelenken.
- Mobilisation: Durch passive, wiederholte Bewegungen, Traktion und/oder Gleitbewegungen mit geringer Geschwindigkeit und zunehmendem Ausmaß wird die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit vergrößert.
- Manipulation: Manchmal ist es möglich, bereits durch einen kurzen und schnellen Impuls mit minimalem Weg und geringer Kraft die Einschränkung (Blockierung) zu beseitigen.
- Weichteiltechniken: Durch langsame Quer- oder Längsbehandlung der Muskulatur und bindegewebiger Strukturen oder Drücken der Muskelansätze werden die Spannung der Muskulatur beeinflusst und die Durchblutung sowie der Stoffwechsel angeregt.
- Neuromuskuläre Techniken: Durch Muskelan- und -entspannung sowie durch aktive Mobilisation an den Gelenken werden auf neurophysiologischem Wege Funktionsstörungen behoben.
Sind Risiken bekannt?
(Ausführungen der Homepage der Ärztevereinigung für Manuelle Medizin (ÄMM) e.V. entnommen)
Vor jeder Therapie steht die Diagnostik mit einem ausführlichen Anamnesegespräch und körperlichen Untersuchung. Dabei ist es wichtig, Funktionsstörungen von strukturellen Schädigungen abzugrenzen. Unter Strukturstörungen versteht man direkte Schädigungen der Organe, z.B. Entzündungen, Bandscheibenvorfälle, Herzerkrankungen u.v.m. Dem gegenüber stehen die Funktionsstörungen, wie z.B. Muskeldysbalancen, Blockierungen der Wirbelsäule und der peripheren Gelenke. Diese werden häufig durch Fehl- oder Überlastung, Haltungsfehler, aber auch ungesunde Lebensweise verursacht. Funktionsstörungen sind die häufigste Ursache von Schmerzen.
Jede anhaltende Funktionsstörung kann im Verlauf Strukturstörungen nach sich ziehen, weswegen die Beseitigung der Funktionsstörungen an erster Stelle in einem Schmerztherapiekonzept stehen muss. Die Manuelle Medizin befasst sich mit der Diagnostik und Behandlung von diesen Funktionsstörungen. Durch spezielle Handgriffe werden Blockierungen gelöst und Muskelgruppen wieder in ihrer normalen Funktion trainiert. Der Patient erhält auch ein Trainingsprogramm mit nach Hause, um erneute Funktionsstörungen selbst beseitigen und sogar verhindern zu können.
Die Dauer und die Anzahl der Behandlungen richten sich nach der Art, Dauer und Schwere der Beschwerden.
Mit der Manuellen Medizin können folgende Beschwerden therapiert werden:
- Schmerzen und Bewegungseinschränkungen aller Gelenke
- Rückenschmerzen (Hexenschuss, Ischalgie, Arthrose der Wirbelgelenke etc.)
- Schulter- und Nackenbeschwerden
- subakute Verletzungen (Knöchelverstauchung, Knieverletzung, Zerrung, Prellung, Bänderriss etc.)
- Sportverletzungen
- neurologische Phänomene (Missempfindungen, Schwäche, Kopfschmerzen, Migräne etc.)
- Schwindel, Seh- und Hörstörungen, Ohrgeräusche, Schluck- und Stimmstörungen
Bei der manualmedizinischen Behandlung an den Extremitäten sind derzeit keine, bei der Behandlung an der Wirbelsäule extrem selten Risiken bekannt, die auch bei größter ärztlicher Sorgfalt nicht restlos auszuschließen sind.
Als unangenehme Behandlungsfolgen können vorübergehend auftreten:
Muskelkaterähnliche Schmerzen im Nacken und Schulterbereich, gelegentlich leichte Beschwerden an den behandelten Wirbelgelenken und in der Haut, selten auch vorübergehender leichter Schwindel und Kreislaufsymptome. Schwerwiegende Komplikationen sind extrem selten.
Wer behandelt mit diesem Verfahren?
(Ausführungen der Homepage der Ärztevereinigung für Manuelle Medizin (ÄMM) e.V. entnommen)
Ärzte, die die Zusatzbezeichnung Manuelle Medizin (frühere Bezeichnung Chirotherapie) erworben haben, dürfen diese auf ihrem Praxisschild führen. Bei der für Ihren Wohnort zuständigen Ärztekammer (in Freudenberg ÄK Westfalen-Lippe), können Sie nach solchen Ärzten fragen.
Physiotherapeuten, die eine spezielle Weiterbildung in der Manuellen Therapie absolviert haben, können Manuelle Therapie auf ärztliche Verordnung durchführen.
Manuelle Medizin wird teilweise von den Krankenkassen erstattet.
Die Vorgehensweise beruht auf drei Säulen:
1. Anamnese/Untersuchung/Diagnose
2. Behandlung
3. Rehabilitation/Training/Erlernen eines individuell angepassten Eigenübungsprogramms